Beinahe unerträgliche Ignoranz

Zur Pressekonferenz der SBB und dem Basler Baudirektor zu den Zukunftsplänen rund um die Basler Bahnhöfe


Grosser Auftritt von Andreas Meyer, Hans-Peter Wessels und Sabine Pegoraro im Hotel Victoria beim Bahnhof. Es werden die Zukunftspläne rund um die Basler Bahnhöfe, insbesondere aber jene rund um den Bahnhof SBB vorgestellt.
Beim Lesen der Berichterstattung in der Presse fragte ich mich: wessen Zukunftspläne? Es sind dies ganz klar die Zukunftspläne der SBB. Beinahe zynisch klingt unter diesem Eindruck der Untertitel des entsprechenden Artikels in der BaZ, wo es heisst: „Die SBB denken bei der Stadt¬planung mit".
Für diese ist auch schon ganz klar, dass Personenunterführungen die Entlastung der jetzigen Passerelle bringen sollen. Dies, nachdem die 1959 gebaute Unterführung ins Gundeli im Jahre 2003 durch die Passerelle ersetzt wurde, für alle Nutzenden ein echter Quantensprung gegenüber dem Schlund in die Eingeweide des Bahnhofs von anno dazumal.
Nun sollen also wieder Verbindungen nach Machart und Philosophie der Sechzigerjahre erstellt werden. Dabei kann man fragen, wen man will: Niemand will eine Unterführung. Die Bewohnerin¬nen und Bewohner im Gundeli schon gar nicht.
Und hier liegt das Problem: Gefragt wird niemand. Es wird auch nicht einmal auf die Möglichkeit einer oberirdischen Querungsvariante hingewiesen. Nicht einmal dann, wenn die Verwirklichung einer solcher Variante als Idee vorliegt und von mehreren Tausend Nutzern und Anwohnerinnen und Anwohnern in einer Initiative gefordert wird.
Man kann zur Idee des CentralParks stehen, wie man will, aber die Art und Weise, wie mit den verfassungsrechtlich verankerten Mitwirkungsinstrumenten der Bevölkerung umgegangen wird, ist schier unerträglich. Dass die SBB, für die der Bahnhof Basel - trotz der Birsfelder Herkunft ihres CEO – nur eine abstrakte Planungsgrösse darstellt, über die irgendwo in Olten oder Bern ent¬schieden wird, als Landbesitzerin knallhart nur dies macht, was sich für sie unmittelbar auszahlt, ist unverständlich genug. Dass aber der Baudirektor einer Stadt, recht eigentlich auch der Advokat der Interessen der ansässigen Bevölkerung, ein Anliegen, das nun schon fast fünf Jahren in den verschiedensten Formen artikuliert wurde, nicht einmal als bedenkenswerte Variante zu den Plä¬nen der SBB in die Diskussion einbringt, und davon muss ich aufgrund der Berichterstattung aus¬gehen, enttäuscht mich masslos.
Ist es der Mangel an Sensibilität? Vielleicht, aber nicht Mangel an Sensibilität aus Versehen oder Ungewohnheit der Beteiligten solchen Anliegen gegenüber. Je länger je mehr kommt einem dies recht eigentlich als Taktik vor. Wäre dem so, so wird aus Ignoranz bald einmal Arroganz. Und dies haben die Menschen, die sich für   i h r e n   Bahnhof einsetzen, nicht verdient.